Donnerstag, 30. Mai 2013

Bordeaux ist teuer! Oder etwa nicht?

"Die Weine aus Bordeaux sind sowieso viel zu teuer!" - eine Aussage, welche ich mir in vielen Unterhaltungen anhören muss. Manchmal nehme ich sie einfach so hin, manchmal versuche ich aber auch, sie zu dementieren. Dass in den letzten Jahren die Preise für Grand Cru Classé stark angezogen haben, ist nicht zu leugnen. Dass sich viele Weintrinker, besonders jene, welche man nicht als Bordeaux-Freaks bezeichnen kann, einen grossen Bogen um diese Region machen, scheint somit nachvollziehbar. Doch abgesehen davon, dass genau diese Weine aus dem Westen Frankreichs mit einer außerordentlichen Qualität und Langlebigkeit brillieren, gibt es dort auch durchaus viel Wein für wenig Geld. Besonders aus den Regionen Fronsac, Cotes de Castillon und Cotes de Bourg gibt es einige Geheimtipps für den kleinen Geldbeutel. Ein Beispiel gefällig?



Chateau Villars

Das Chateau befindet sich in der Appelation Fronsac und bewirtschaftet rund 30 Hektar Rebfläche. 20 Hektaren davon bestehen aus Kalk-Lehm Böden, woraus das Chateau ihren Top-Cru "Chateau Villars" keltert. Ein Wein, der  12 Monate im Fass ausgebaut wird, durch konstante Qualität überzeugt und in besonders guten Jahren wie 2000, 2005 und 2009 schlichtweg unwiderstehlich köstlich ist. 

Im Glas glänzt dieses Cuvée aus Merlot, Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon mit dunklem Rubinrot und einer leicht marmeladigen Mitte. In der Nase ist der Wein konzentriert, beerig, gar etwas blumig und vor allem temperamentvoll. Nach und nach sind auch Aromen nach Kräutern und verschiedenen Gewürzen zu vernehmen. Am Gaumen wirkt er weiterhin konzentriert und durchaus stoffig, begleitet von einer lebhaften Säure. Der schmelzige Abgang bleibt schön haften und ist für meinen Geschmack einen Tick zu kurz und von flockigem Tannin geprägt. Dieser Eindruck legte sich allerdings bereits im Laufe des Abends deutlich, was dem Tropfen ein langes Leben voraussagt. So bleibt der Chateau Villars durchgehend süffig, charaktervoll, ausgewogen und bietet vor allem enorm viel Trinkspass.

Was die Flasche kostet? Lediglich 25.- CHF - und das aus dem wundervollen Bordeaux-Jahr 2009. Ein Geheimtipp also für Weintrinker, welche sich bisher aus oben genannten Gründen aus dieser Region fern gehalten haben. Von Kennern wird dieser Bordeaux im toskanischen Stil so oder so längst als zuverlässiger Essensbegleiter geschätzt.

Der Wein





Land/Region: Frankreich, Bordeaux
Jahrgang: 2009
Rebsorten: 
Merlot, Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon
Preis: 25.- CHF / 18 Euro
Genuss: 2014 bis 2021+
Passt zu: Eintopf, Pasta und Rindersteak

Sonntag, 19. Mai 2013

Mövenpick USA Degustation

Endlich habe ich Zeit gefunden, die Notizen der US-Weine, welche ich an der Mövenpick Bordeaux Arrivage verkostet habe,  fertig zu stellen. Dass die Weine manchmal etwas (zu) marmeladig, alkoholreich und teils auch relativ überholzt daher kommen würden, war mir klar. Doch gab es auch hier einige positive Überraschungen, welche mir sehr gut gefallen haben. Angefangen habe ich bei einem facettenreichen Chadronnay aus Sonama Coast, der mich durchweg überzeugt hat...

Scott Family Estate Chardonnay 2011













Der Chardonnay von Scott war der einzige Weisswein an diesem Abend. Im Glas mit einer blassen goldgelben Farbe, in der Nase harmonisch und würzig zugleich. Vanille, Haselnuss und Zitrusfrüchte sind zu vernehmen. Am Gaumen ist er rund, ausbalanciert und mittelkräftig. Die gut eingebundene Säure ist vordergründig spürbar, jedoch nie aufdringlich. Wirkt im Abgang kühl, frisch und gaumenfüllend zugleich. Macht viel Spass und deshalb habe ich mir direkt zwei Flaschen in den Rucksack gesteckt. Trinken jetzt bis 2017

Robert Mondavi Cabernet Sauvignon Oakville 2009
















Enorm dichtes und dunkles Rot im Glas. In der Nase noch etwas verschlossen nach roten und dunklen Beeren, einer herrlichen Würze und Schokolade duftend. Am Gaumen dicht, opulent und finessenreich zugleich. Noch wildes Tannin, tolle Säure und eine vielschichtige Aromatik bis in das lange, fruchtbetonte Finale. Dort gar leicht mineralisch und etwas erdigen Noten zeigend. Ich finde den Wein allerdings klasse, da er die Kalifornische Fülle mit dem eleganten Bordeaux-Stil kombiniert - ich habe mir eine Kiste nach Hause liefern lassen! Trinken 2015 - 2027

Orin Swift Cellars "The Prisoner" 2011














Im Glas schimmerndes Dunkelrot, in der Nase bereits relativ offen und nach einem Korb voller Früchte duftend. Modern gemacht, mit viel Fruchtsüsse versetzt, überraschend zurückhaltender Säure und leicht körnigem Tannin. Im mittellangen Abgang etwas ölig und relativ geradlinig. Ich mag den Wein wirklich gerne, aber leider nicht für den Preis. Trinken 2014 - 2021

Hess Cabernet Sauvignon Special Cuvée 2010











Der günstigste Cabernet am diesem Abend, aber bei weitem nicht der schlechteste! Typisch dunkelrote Farbe mit violetter Mitte. Ebenso herkunftstypisch das Nasenbild nach Brombeeren, Cassis, Vanille und etwas Schokolade. Druckvoll, aber angenehm am Gaumen mit lebhafter Säure und einem runden, langen Abgang. Ein moderner Wein eben, welcher mich aber durchaus überzeugt hat. Es fehlen mir etwas die Ecken und Kanten, schmeckt aber trotzdem köstlich und bereitet an kühlen Sommerabenden viel Freude! Trinken 2014 - 2022

Caymus Vineyards Zinfandel 2009














Ein überraschend guter Zinfandel, wohl der beste an diesem Abend. Schöne, harmonische dunkelrote Farbe und ein würziger Duft nach  roten Beeren, Kirschen, Tabak und etwas Vanille. Am Gaumen füllig, weiterhin würzig und mit (noch) kräftigem Tannin ausgestattet. Schöner, sortentypischer langer Abgang - macht Spass und ist bereits gut zu trinken. Wer ihn allerdings mit seinem vollen Charakter erleben will, sollte ihn noch etwas reifen lassen! Trinken jetzt - 2023

Hunnicutt Wines Cabernet Sauvignon 2009












Mehr Cabernet in der Nase geht nicht - fruchtwürzig, dunkelbeerig, dahinter etwas Schokolade und Edelholz. Am Gaumen genau so fleischig und druckvoll wie erwartet, doch nie störend oder gar fett wirkend. Breiter, langer und erstaunlich komplexer Nachhall mit Noten nach roten Beeren, Röstaromen, Tabak und Holunder. Das Tannin ist noch rau und die Säure etwas wild - modern gemacht, braucht dennoch Zeit und kann lange liegen bleiben. Trinken 2015 - 2026

Pedestal Winery Merlot Columbia Valley 2009














Der Wein fliesst fast schwarz ins Glas, wo er einen dunkelroten Rand und eine violette Mitte bildet. Opulente Nase nach dunklen Früchten, Cassis und Holunder. Nach einiger Zeit kommen auch Tabak und feine Holznoten dazu. Am Gaumen eine wahre Fruchtexplosion, enorm dicht und konzentriert. Die Säure gibt sich lebhaft, die Gerbstoffe hingegen (noch) relativ pelzig. Auch im Abgang sehr konzentriert, jedoch komplexer als erwartet. Endet auf der Frucht und auch hier würde ich mindestens noch weitere 2-4 Jahre Flaschenreife empfehlen. Trinken 2015 - 2024

Fazit

Ein interessanter Abend, welcher mir vor allem aufgezeigt hat, dass die Weine beider Regionen wohl erst nach ein paar Jahren im Keller richtig Freude bereiten werden. Die üppigen Kalifornier aber bleiben eine Sache für sich, doch habe ich meine Favoriten gefunden. Es lohnt sich jedenfalls seinen Horizont zu erweitern und den Weinen eine Chance zu geben. Für mich gilt: weg mit den Klischees, Korken raus und Spass haben!





Sonntag, 5. Mai 2013

Il Poggione Brunello di Montalcino

Der aus 100% Sangiovese gekelterte Wein aus der Toskana gilt als der "Königswein" in seiner Region. Ein Wein, welcher nicht nur einen eigenen Stil, sondern auch eine lange Tradition pflegt. Einer meiner Favoriten aus dem wunderschönen Montalcino ist der Brunello von Il Poggione. Denn dieser überzeugt seit Jahren mit konstanter Qualität, viel Charakter und vor allem toller Preispolitik. Auch der aktuelle Jahrgang 2007 macht da keine Ausnahme...



Obwohl dieser Wein eher modern gehalten wird, präsentiert er sich durchgehend Sortentypisch: im Glas Ziegelrot mit dunkler, rubinroter Mitte. Er duftet blumig und fruchtig, wobei er an Kirschen und rote Beeren erinnert. Dahinter ist etwas Holz, Vanille vom Barrique und eine fein würzige Erdigkeit zu vernehmen. Am Gaumen dann saftig, elegant und gar leicht mineralisch. Die Säure wirkt nahezu perfekt dosiert, das Tannin hingegen noch etwas (zu) vordergründig. Im langen Finale ist er erstaunlich komplex und  klingt mit einer zarten Fruchtnote aus. 

Das letzte Glas habe ich mir für den Folgetag aufgehoben, was ich keinesfalls bereut habe. Denn der Wein hat nochmals zugelegt und präsentiert sich nun  einen Tick komplexer. Auch die Aromen wirken harmonischer und zeigen neue Nuancen nach Brombeeren und Karamell auf. Zu guter Letzt hat sich das Tannin fein verwoben und mittlerweile bestens integriert. Der Il Poggione Brunello aus dem aktuellen Jahrgang ist einmal mehr eine sichere Bank und sollte bei jedem Sangiovese-Liebhaber kistenweise im Keller liegen!

Der Wein













Land/Region: Italien, Toskana
Jahrgang: 2007
Rebsorten: 
100% Sangiovese
Preis: 30.- CHF / 22 Euro
Genuss: 2014 bis 2022
Passt zu: Rinderfilet, Braten und Hartkäse