Sonntag, 28. Juli 2013

Animierender Allrounder aus der Mosel - Zeltinger Sonnenuhr Spätlese (trocken) von Markus Molitor

Zugegeben, ich bin absolut kein Riesling-Kenner. Doch wäre bei diesen heissen Sommertemperaturen ein frischer Riesling mit geringem Alkoholanteil und einer spritzigen Säure gerade richtig, oder? Bevor ich mich aber Hals über Kopf in unerforschtes Neuland stürzte, wühlte ich einige namhafte Weinmagazine durch und wurde fündig. Denn die Degustationsnotiz zu diesem Wein hat mich derart neugierig gemacht, dass sich mein nächster Besuch im Weinhandel ausnahmsweise mal nicht vor dem Rotweinregal abspielte...



Doch bevor ich etwas über den Wein erzähle, der mich nicht nur überzeugt, sondern auch emotional berührt hat, möchte ich ein paar Worte über seinen Erzeuger Markus Molitor verlieren. Ihm gehören an der Mosel rund 38 Hektar Rebfläche, welche die berühmtesten Lagen dieser Gegend beinhalten. Über 60 verschiedene Weine weist das stolze Sortiment von Markus Molitor auf. Abgefüllt werden jährlich rund 250'000 Flaschen, vom einfachen und frischen Kabinett bis zum grossen Gewächs, welche gewaltiges Reifepotential an den Tag legen. Ich habe jedoch im unteren Preissegment zu wildern begonnen und wurde mit einer Flasche "Zeltinger Sonnenuhr Spätlese (trocken)" aus dem Jahre 2010 absolut glücklich.

Bereits die leuchtende, goldgelbe Farbe, welche sich im Glas bildet, macht Lust auf mehr. Das Nasenbild ist mindestens genau so präzise und vielversprechend: typische Rieslingnoten nach Pfirsich und Aprikosen, Ggfolgt von einer Frische, welche an Zitrone erinnert und doch so überreif wirkt, dass einem Noten nach frischem Blütenhonig in den Sinn kommen. Mit einer mundfüllenden Struktur, aber doch elegant und zart wirkend, gleitet der Wein über die Zunge. Dort hinterlässt die frische und lebhafte Säure ihre Handschrift, bevor es in das lange Finale übergeht. Hier dominiert wiederum das süss-sauer Spiel, wobei sich erneut frische Zitronen- und gar dezente Nussaromen immer wieder vordrängen. Kaum ist das tänzerische Aromenspiel vorbei, möchte man zum nächsten Schluck ansetzen. Doch lohnt es sich Geduld zu üben, denn der zupackende Abgang hält lange an. Da währenddessen weitere Luft an diesen gut ausbalancierten Riesling strömt, entfaltet der edle Saft weitere Aromen. Dieser Allrounder bietet nicht nur unheimlich viel Trinkvergnügen, sondern eine wundervolle Entdeckungsreise durch das Aromenuniversum - grosses Kino!

Der Wein






Land/Region: Deutschland, Mosel
Jahrgang: 2010
Rebsorte: Riesling

Preis: 25.- CHF / 18 Euro
Genuss: jetzt bis 2020+
Passt zu: Vegetarischen & asiatischen Speisen

Sonntag, 7. Juli 2013

Charme, Charakter und Tannat - Chateau Montus

Heruntergewirtschaftet und verlottert war es, das Chateau Montus. Doch als Alain Burmont das Chateau 1980 übernahm, änderte sich das schlagartig. Seine Devise: weg mit dem Cabernet Franc, her mit dem Tannat. Obwohl nicht nur seine Kollegen, sondern auch sein Vater ihn für diesen Schritt für übergeschnappt hielten, wich Alain Burmont nicht von seinem Weg ab. Heute umfasst die Rebfläche für die "Montus-Weine" rund 75 Hektar und somit ist das Chateau schon lange kein Geheimtipp mehr. Die Weine überzeugen trotz der grossen Produktion mit hoher Qualität, welche stets die Handschrift von Winzer und Terroir tragen. Übergeschnappt? Von wegen!


Frisch geöffnet duftet es bereits opulent und fruchtig aus der Flasche. Ich fülle ihn ohne zu dekantieren direkt ins Glas, wo sich der Wein mit einer satten und enorm dunkelroten Farbe präsentiert. Es breitet sich auf Anhieb eine wuchtige Aromenvielfallt aus, welche an dunkle Beeren wie Johannis- und Brombeeren erinnert. Dahinter etwas Vanille, Teer und Leder. Am Gaumen angelangt, packt die präsente Säure kräftig zu und begleitet den Trinkfluss bis ins lange Finale. Auch die Gerbstoffe sind noch wild und gar leicht sandig, passen aber zum kraftvollen Gesamtbild. Der verführerische Fruchtdruck bleibt durchgehend aufrecht erhalten und sorgt dafür, dass man die Nase immer wieder in Glas steckt. 

Auch am zweiten Tag steht dieses Cuvée aus 80% Tannat und 20% Cabernet Sauvignon noch straff und präzise Glas. Wo der Alkohol beginnt nach und nach zu dominieren, haben sich Säure und Tannin dafür umso mehr eingebunden. Die opulenten Fruchtnoten sind identisch wie am Vortag, wirken lebhaft und bereiten unheimlich viel Freude. Der Wein benötigt derzeit noch viel Luft und zeigt, dass er durchaus reifen kann und Potential für viele weitere Jahre hat. 

Chateau Montus ist weder ein komplexer Charmör, noch ein Kaminwein. Dafür umso authentischer, vom ersten bis zum letzten Schluck harmonisch und zu guter Letzt besitzt dieses Flüssigelixier mindestens den gleichen Vorwärtsdrang wie sein Winzer!

Der Wein





Land/Region: Frankreich, Madiran (Südwestfrankreich)
Jahrgang: 2008
Rebsorten:
Tannat und Cabernet Sauvignon
Preis: 25.- CHF / 18 Euro
Genuss: 2014 bis 2021
Passt zu: Grilladen und Braten