Sonntag, 19. Mai 2013

Mövenpick USA Degustation

Endlich habe ich Zeit gefunden, die Notizen der US-Weine, welche ich an der Mövenpick Bordeaux Arrivage verkostet habe,  fertig zu stellen. Dass die Weine manchmal etwas (zu) marmeladig, alkoholreich und teils auch relativ überholzt daher kommen würden, war mir klar. Doch gab es auch hier einige positive Überraschungen, welche mir sehr gut gefallen haben. Angefangen habe ich bei einem facettenreichen Chadronnay aus Sonama Coast, der mich durchweg überzeugt hat...

Scott Family Estate Chardonnay 2011













Der Chardonnay von Scott war der einzige Weisswein an diesem Abend. Im Glas mit einer blassen goldgelben Farbe, in der Nase harmonisch und würzig zugleich. Vanille, Haselnuss und Zitrusfrüchte sind zu vernehmen. Am Gaumen ist er rund, ausbalanciert und mittelkräftig. Die gut eingebundene Säure ist vordergründig spürbar, jedoch nie aufdringlich. Wirkt im Abgang kühl, frisch und gaumenfüllend zugleich. Macht viel Spass und deshalb habe ich mir direkt zwei Flaschen in den Rucksack gesteckt. Trinken jetzt bis 2017

Robert Mondavi Cabernet Sauvignon Oakville 2009
















Enorm dichtes und dunkles Rot im Glas. In der Nase noch etwas verschlossen nach roten und dunklen Beeren, einer herrlichen Würze und Schokolade duftend. Am Gaumen dicht, opulent und finessenreich zugleich. Noch wildes Tannin, tolle Säure und eine vielschichtige Aromatik bis in das lange, fruchtbetonte Finale. Dort gar leicht mineralisch und etwas erdigen Noten zeigend. Ich finde den Wein allerdings klasse, da er die Kalifornische Fülle mit dem eleganten Bordeaux-Stil kombiniert - ich habe mir eine Kiste nach Hause liefern lassen! Trinken 2015 - 2027

Orin Swift Cellars "The Prisoner" 2011














Im Glas schimmerndes Dunkelrot, in der Nase bereits relativ offen und nach einem Korb voller Früchte duftend. Modern gemacht, mit viel Fruchtsüsse versetzt, überraschend zurückhaltender Säure und leicht körnigem Tannin. Im mittellangen Abgang etwas ölig und relativ geradlinig. Ich mag den Wein wirklich gerne, aber leider nicht für den Preis. Trinken 2014 - 2021

Hess Cabernet Sauvignon Special Cuvée 2010











Der günstigste Cabernet am diesem Abend, aber bei weitem nicht der schlechteste! Typisch dunkelrote Farbe mit violetter Mitte. Ebenso herkunftstypisch das Nasenbild nach Brombeeren, Cassis, Vanille und etwas Schokolade. Druckvoll, aber angenehm am Gaumen mit lebhafter Säure und einem runden, langen Abgang. Ein moderner Wein eben, welcher mich aber durchaus überzeugt hat. Es fehlen mir etwas die Ecken und Kanten, schmeckt aber trotzdem köstlich und bereitet an kühlen Sommerabenden viel Freude! Trinken 2014 - 2022

Caymus Vineyards Zinfandel 2009














Ein überraschend guter Zinfandel, wohl der beste an diesem Abend. Schöne, harmonische dunkelrote Farbe und ein würziger Duft nach  roten Beeren, Kirschen, Tabak und etwas Vanille. Am Gaumen füllig, weiterhin würzig und mit (noch) kräftigem Tannin ausgestattet. Schöner, sortentypischer langer Abgang - macht Spass und ist bereits gut zu trinken. Wer ihn allerdings mit seinem vollen Charakter erleben will, sollte ihn noch etwas reifen lassen! Trinken jetzt - 2023

Hunnicutt Wines Cabernet Sauvignon 2009












Mehr Cabernet in der Nase geht nicht - fruchtwürzig, dunkelbeerig, dahinter etwas Schokolade und Edelholz. Am Gaumen genau so fleischig und druckvoll wie erwartet, doch nie störend oder gar fett wirkend. Breiter, langer und erstaunlich komplexer Nachhall mit Noten nach roten Beeren, Röstaromen, Tabak und Holunder. Das Tannin ist noch rau und die Säure etwas wild - modern gemacht, braucht dennoch Zeit und kann lange liegen bleiben. Trinken 2015 - 2026

Pedestal Winery Merlot Columbia Valley 2009














Der Wein fliesst fast schwarz ins Glas, wo er einen dunkelroten Rand und eine violette Mitte bildet. Opulente Nase nach dunklen Früchten, Cassis und Holunder. Nach einiger Zeit kommen auch Tabak und feine Holznoten dazu. Am Gaumen eine wahre Fruchtexplosion, enorm dicht und konzentriert. Die Säure gibt sich lebhaft, die Gerbstoffe hingegen (noch) relativ pelzig. Auch im Abgang sehr konzentriert, jedoch komplexer als erwartet. Endet auf der Frucht und auch hier würde ich mindestens noch weitere 2-4 Jahre Flaschenreife empfehlen. Trinken 2015 - 2024

Fazit

Ein interessanter Abend, welcher mir vor allem aufgezeigt hat, dass die Weine beider Regionen wohl erst nach ein paar Jahren im Keller richtig Freude bereiten werden. Die üppigen Kalifornier aber bleiben eine Sache für sich, doch habe ich meine Favoriten gefunden. Es lohnt sich jedenfalls seinen Horizont zu erweitern und den Weinen eine Chance zu geben. Für mich gilt: weg mit den Klischees, Korken raus und Spass haben!





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