Sonntag, 4. Oktober 2015

Pfalz Tour 2015 (Teil 3/3) - Weingut von Winning

Das Weingut von Winning gehört zu jenen Weingütern der Pfalz, welche ich in den letzten Jahren besonders intensiv verfolgt habe. Hier stimmen für mich Qualität und Charakter der Weine einfach auf ganzer Ebene. Und obwohl Stephan Attmann grosszügig mit dem Holzausbau experimentiert und besonders die Rieslinge somit nahezu blind als von Winning-Weine erkennbar sind, wurde der Holzeinsatz in den vergangenen Jahren perfektioniert. Das heisst, dass dieser für den jeweiligen Wein wunderbar abgestimmt ist und sich der Charakter der verschiedenen Weine und auch Lagen besser herausgearbeitet wird. Das beweist die 2014er Kollektion besonders, welche schlichtweg genial ist und sich bei der Probe erstaunlich offen und zugänglich präsentierte.

 
Bevor wir uns allerdings den Grossen Gewächsen gewidmet haben, flossen erst ein paar Lagenweine ins Glas. Diese boten grosses Riesling-Vergnügen zum fairen Kurs, allen voran der super frische „Reiterpfad“ 2014 sowie der würzige und gehaltvolle „Ölberg“ 2014. Beim 2014er "Reiterpfad" strömt die Frucht nur so aus dem Glas und zeigt dahinter viel Tiefe und Mineralität. Am Gaumen stehen Eleganz und Körper absolut in Balance und zeigen die Feinheiten dieser Lage sehr gut auf. Der "Ölberg" präsentiert sich wie auch bei Christmann üppiger und würzig. Doch auch hier bleibt die Finesse nicht auf der Strecke. Für mich ganz nahe am GG-Niveau – ein echter Riesling-Champion eben!

Bis auf den "Kalkofen" und das "Kirchenstück" haben wir alle grossen Gewächse der 2014er Kollektion verkostet. Hier meine ausführlichen Notizen zu den Weinen:


Grainhübel GG 2014

Dieser Wein wird 2014 zum ersten Mal als grosses Gewächs angeboten, was eine absolute Bereicherung für das GG-Sortiment ist. Die Nase ist bereits sehr offen und zeigt alles, was ein Pfälzer Riesling braucht: Frische, Frucht und Würze! Am Gaumen sehr lebendig und filigran, im Abgang lang, saftig und voller Aromen von exotischen Früchten und Limetten. Trinken jetzt – 2026+

Ungeheur GG 2014

In der Nase gewohnt dezentes Holz und viel gelbe Frucht. Wirkt leicht und zeigt trotzdem Schmelz und Körper. Die Säure ist reif und stützt somit alles wunderbar. Delikates Finale mit reifer Frucht, zurückhaltender Vanillenote und nervigem Säurespiel. Trinken 2016 – 2029

Langenmorgen GG 2014

Was für eine delikate Nase nach Steinobst, Tropenfrüchten und Rauch. Bringt am Gaumen im Vergleich zum Ungeheuer noch mehr Spannung und Tiefe. Bleibt lange am Gaumen haften und kombiniert Frucht und Mineralik hervorragend – noch besser als der bereits sehr gute 2013er! Trinken 2016 – 2030+

Kieselberg GG 2014

Ein herrlich frischer Duft, Mineralität pur! Die reife Frucht versteckt sich ganz unauffällig dahinter, zeigt sich nur sporadisch und lässt der Mineralität und der zupackenden Säure den Vorrang. Zeigt viel Struktur, Spannung und Eleganz zugleich. Endet wunderbar lang, sehr präzise, leicht salzig und weist viel Potential auf! Trinken 2016 – 2029

Pechstein GG 2014

Zurückhaltend und offen zugleich, präsentiert sich das Bouquet vom Pechstein. Da ist viel Tiefe, Würze und Aromen reifer Pfirsich, exotischen Früchten und ein Hauch vom Holz. Am Gaumen macht er ordentlich Druck und wirkt etwas opulenter als der Langenmorgen und Kieselberg. Dahinter ist aber auch viel Finesse und Verspieltheit  zu finden. Wenn das in paar Jahren mal alles zusammen passt, wird das einmal mehr ein genialer Pechstein – das ist Riesling voller Emotionen! Trinken 2017 – 2034

Fazit

2014 ist die für mich stärkste Kollektion welche von Winning bisher in die Flasche gebracht hat. Das Holz wird immer leiser und die Rieslinge immer noch filigraner. Ebenfalls finiessenreicher wurde übrigens auch der Chardonnay 2013, welcher im Vergleich zum 2012er ebenfalls ein Tick weniger Holz abbekommen hat und durch die straffe Säure zugleich eleganter und verspielter wirkt. Dieser Wein ist definitiv mehr als nur eine Alternative und an jeder Chardonnay-Degustation mit auf der grossen Bühne! Trinken 2016 bis 2025
Nebst der Saar hat also auch die Pfalz ein sehr guter Jahrgang eingefahren. Was wir im Glas hatten, zeigte viel Qualität und bot vor allem Trinkspass. Ich freue mich bereits auf die kommenden Jahrgänge und vor allem darüber, dass die Weine im Vergleich zu einigen Vorjahren wieder etwas schlanker geworden sind. Ich bin davon überzeugt, dass der Weg hin zu filigranen und leichten Weinen absolut der Richtige ist und dadurch der Charakter der verschiedenen Lagen besser in die Flasche gebracht wird. Denn eine derartige Bodenviefalt auf engstem Raum gibt es nicht allzu oft...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen