Sonntag, 10. März 2013

Mövenpick Bordeaux Arrivage 2010

Nebst dem sich einige Händler seit Jahrzehnten an der Primeur-Kampagne beteiligen, gibt es bei Mövenpick auch eine "Arrivage" - die Zeit also, wo der aktuelle Bordeaux Jahrgang in den Verkauf kommt. Da die Weine jedoch erst nach und nach eintreffen, gibt es zusätzlich eine mehr oder weniger beachtenswerte Auswahl US-Weine zu degustieren. Dass der Direktvergleich spannend sein kann, bewies die diesjährige Arrivage. Doch widme ich mich erstmal der wohl wichtigsten und zugleich emotionalsten Weinregion der Welt...

Bordeaux 2010

Dass der Jahrgang zum jetzigen Zeitpunkt bei weitem nicht so zugänglich ist wie die 2009er bei der Arrivage, ist kein Geheimnis. Doch spricht man auch bei 2010 von einem "grossen" Jahrgang, der langlebige, warme und klassische Weine hervorgebracht hat. Besonders die Tannin- und Alkoholwerte erreichten Höchstwerte. Von Höchstwerten nicht weit entfernt sind leider auch die Preise und gerade deswegen scheint die Nachfrage deutlich geringer zu sein als bei der letzten Arrivage. Probiert habe ich selbstverständlich trotzdem einige und entdeckte für mich sogar ein absolutes Highlight: Domain de Chevalier 2010 - derart vollmundig und elegant zugleich hatte ich diesen Wein selten im Glas! 

An der Arrivage leider noch gefehlt haben einige Vertreter, welche mir in den letzten Jahren sehr viel Genuss boten und trotz hoher Bewertungen zu moderaten Preisen zu haben waren (u.a. Chateau Belgrave, Lafleur-Gazin, La Serre, Haut-Maurac, Pédesclaux, Poujeaux, Ferrière und Phélan-Ségur). Entsprechend kann ich von diesen Weinen zu diesem Zeitpunkt keine Eindrücke wiedergeben. Hier eine Übersicht über die probierten Weine:


Château Angludet 2010 (Margaux)













Im Glas dichtes, dunkelrotes Weinrot. Noch verschlossene Nase nach dunklen Beeren und einem Hauch Kräuter. Am Gaumen elegant und trotzdem stoffig, mittellanger Abgang. Die Säure ist gut integriert und vermag bereits das raue Tannin etwas aus zu balancieren. Für mich ein gelungener Wein zu einem vertretbaren Preis. Trinken 2016 - 2026+


Château l'Evêché 2010 (St. Emilion)









Dunkelrote Farbe mit violetter Mitte. Zu meinem Glück aus der fast leeren Flasche eingeschenkt und daher etwas offener als die anderen an diesem Abend. Dunkle Beeren, etwas Cassis, gar leicht pfeffrig und dahinter Holzaromen. Saftiger Gaumen, würzig und trotzdem mit einer bemerkenswerter Eleganz. Im langen Abgang noch etwas vom körnigen Tannin geprägt - für mich eine absolut positive Überraschung! Trinken 2016 - 2028


Domaine de Chevalier 2010 (Graves/Pessac Léognan)












Im Glas ein schimmerndes Weinrot mit dunkler Mitte, (optisch) deutlich der dünnste im Glas dieses Abends. Feiner, eleganter Duft nach roten Beeren, zurückhaltenden Holznoten und schwarzen Kirschen. Am Gaumen saftig und enorm fein zugleich, trotzdem etwas kernig, leicht erdigen Anklängen und vielschichtig. Im Abgang lang, facettenreich und von der Eleganz geprägt. Braucht wohl noch etwas Zeit, gefällt mir aber sehr gut! Trinken 2018 - 2035


Château Canon La Gaffelière 2010 (St. Emilion)













Die Farbe ist nahezu perfekt: dunkles Rot mit einer noch dunkleren Mitte und einem kräftig, nahezu strahlendem Rand. In der Nase ein Korb voller dunklen und roten Beeren, würzig, dahinter wieder etwas Süsse und gar leichten Rauchnoten. Eher auf der Kraftvollen Seite, mit noch wildem Tannin und einem sehr langen Abgang. Braucht Zeit, ist aber gut gelungen. Trinken 2018 - 2032

Château Batailley 2010 (Paulliac)











Enorm dichte und dunkle Farbe im Glas, in der Nase bereits kräftig und nach Brombeeren und Kirschen duftend. Dicht am Gaumen, relativ konzentriert und dennoch nie fett wirkend. Bis ins lange Finale durchgehend fruchtig, von einer tollen Säure gestützt und einfach nur köstlich. Wieder ein toller Batailley! Trinken 2016 - 2028

Fazit

Obwohl ich bei weitem kein Bordeaux Experte bin, verfolge ich die Primeur- sowie Arrivage Kampagne mit grossem Interesse seit dem Jahrgang 2008. Trotz der aktuellen Verschlossenheit der meisten Weine, zeigen sie ihr Potential auf. Besonders gefällt mir die Verschmelzung aus Wärme und Opulenz, welche sich wunderbar mit Eleganz und Finesse kombinieren. Auch das Tannin verspricht grosse Qualität, fordert aber auch viel Geduld. 

Doch auch ich tue mich dieses mal etwas schwer den Zugang zu finden und nicht zuletzt sind es die Preise, welche mich davon abhalten Kistenweise 2010er einzukellern. Ein grosser Jahrgang? Vielleicht. Tolle und charaktervolle Weine, welche lang Spass machen werden? Definitiv!

Meine Degustationsnotizen zu den US-Weinen folgen im nächsten Beitrag...

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