Sonntag, 7. Februar 2016

Finesse aus Portugal - Quinta da Pellada von Alvaro Castro

Aus Interesse und Neugierde bin ich immer wieder auf der Suche nach neuen Weinen. Weine, welche Charakter und Typizität besitzen, zugleich aber elegant und finessenreich sind. Zum Glück durfte auch feststellen, dass es diese praktisch in jedem Weinbaugebiet gibt - mal mehr, mal weniger. Dieses Mal habe ich mit dem Quinta da Pallada 2011 von Alvaro Castro einen Spontankauf aus Portugal getätigt und wurde positiv überrascht. Das Cuvée aus Touriga Nacional, Tinta Roriz (Tempranillo) und Jaen (Mencia) stammt aus dem Dao-Gebiet, wo Alvaro Castro zu den renommiertesten Winzern gehört. Dort herrscht kontinentales Klima, die Reben werden auf rund 500m Höhe in Terrassenform angelegt und stehen auf Granit- und Schieferböden. Das Ergebnis ist ein komplexer Rotwein mit viel Frische und hübscher Terroirnote...




















Der Wein zeigt sich im Glas in dunklem Rubinrot. Im Duft wirkt er erst etwas verschlossen, öffnet sich aber bereits nach wenigen Minuten im grossen Glas und präsentiert sich komplex und voller Frische. Ich vernehme viel rote und dunkle Beeren, etwas Himbeermarmelade und zurückhaltendes, aber delikate Vanille vom Holz. Zunehmend zeigen sich auch Noten nach Lakritze, orientalischen Gewürzen und  etwas Thymian. Im Mund ist er saftig und knackig, die Gerbstoffe sind gut eingebunden und von hoher Qualität. Die Säure ist sehr präsent und sorgt nicht nur für Trinfkluss, sondern auch für viel Frische. Der lange Abgang wird von einer hübschen Sauerkirschnote und einer sehr präsenten Mineralik geprägt.

Was ich hier im Glas habe, ist eine geniale Symbiose aus Kraft und Eleganz!  Dieser Wein macht bereits jetzt schon sehr viel Spass, lädt zum entdecken ein und zeigt bestens, dass es in Portugal auch mit moderatem Alkohol und viel Finesse geht. Der Quinta da Pellada ist für Liebhaber eigenständiger Weine sowie Freunde eleganter Syrahs absolut empfehlenswert. Trinken jetzt bis 2023, erhältlich für 43.- CHF bei Paul Ullrich AG in Basel.

Sonntag, 10. Januar 2016

Ein Aglianico mit vulkanischer Frische - Terra di Lavoro

Ich muss gestehen, dass ich aus Kampanien bisher nicht viel Glas hatte. Obwohl die dort dominierende Rebsorte Aglianico durchaus interessant ist, ergibt sie doch oftmals eher kräftige und teilweise auch etwas "mastige" und eindimensionale Weine. Dass es auch mit Finesse und sortentypischer Würze geht, zeigt der Terra di Lavoro. Die Reben dieser Assemblage aus 80% Aglianico und 20% Piedirosso befinden sich auf ca. 400 Meter Höhe und stehen auf vulkanischen Böden. Der Ausbau findet 12 Monate in neuen Barriques statt und trotzdem ist dieses Gewächs alles andere als ein Blockbuster. Unser Entrecôte mit Honig-Senf-Kruste hat der Terra di Lavoro 2012 jedenfalls bestens begleitet...



















Der Wein fliesst sehr dunkel ins Glas und zeigt einen leicht aufhellenden, Rubinroten Rand. Der Duft wirkt sehr konzentriert nach dunklen Beeren, Kirschen und eleganten Röstnoten. Mit der Zeit gesellen sich würzige Aromen, sowie Noten nach Teer und Himbeeren dazu. Immer wieder halte ich meine Nase ins Glas um die Aromenvielfalt zu erforschen und freue mich mit zunehmender Belüftung immer mehr Komponenten zu entdecken. Am Gaumen ist er sehr kompakt und zeigt nebst reifer Frucht auch Schmelz, eine saftige Säure und animierende Gewürznoten. Die Gerbstoffe wirken noch etwas wild, sind aber bestens integriert und von hoher Qualität. Im langen Abgang kommt dann auch eine tolle Frische und vor allem Mineralik hinzu, was dem Trinkfluss und der Komplexität zu Gute kommt.

Der Terra di Lavoro ist von hoher Qualität und mit Abstand der beste Aglianico den ich bisher im Glas hatte. Er zeigt nicht nur auf, was die Rebsorte alles zu bieten hat, sondern Potential für ein paar Jahre im Keller. Doch trotz aller Finesse und Vielschichtigkeit ist dieser Wein für mich vorwiegend ein Speisebegleiter zu kräftigen Gerichten, welche ich bevorzugt an kühlen Tagen geniesse. Als Solist in guter Gesellschaft oder für Genussmomente auf dem Balkon zum Sonnenuntergang ist er nicht meine erste Wahl. 

Aktuell unbedingt eine Stunde vor dem Genuss karaffieren und zum Entrecôte, deftigen Gulasch oder zu Wildgerichten kredenzen. Trinken 2017 bis 2024, aktuell für rund 44.- CHF bei Paul Ullrich AG in Basel erhältlich.