Die Temperaturen
steigen und die Tage werden länger - es wird Sommer! Doch was hat das für
meinen Weindurst zu bedeuten? Das ist offensichtlich! Ich hätte gerne
frische, elegante und vor allem leichte Weine im Glas und das ohne auf Qualität
und vor allem Komplexität zu verzichten. Da bietet sich natürlich so einiges
an, doch mir bereiten Weissweine aus Deutschland, insbesondere Rieslinge,
besonders viel Trinkfreude. Denn obwohl im deutschen Weinbau in sämtlichen
Bereichen grosse Fortschritte gemacht wurden, gelten für mich die Weissweine nach
wie vor als Paradedisziplin unseres nördlichen Nachbarn. Nach vier Tagen an der
Mosel über Deidesheim und wieder zurück war ich von den Weinen derart
angetan, dass ich mich zusammen mit einer kleinen Runde am letzten Wochenende nochmals ausführlich Riesling und
co. gewidmet haben...
Am Samstag haben wir
in einer kleinen Runde ein einfaches und bekömmliches 3-Gänge Menü gekocht und
dazu ein paar passende und vor allem frische Weine aufgezogen. Zur Vorspeise wurden
Jakobsmuscheln an einer Safran-Crème und frischen Schweizer Spargeln serviert.
Dieser Gang wurde vom 2013er Van Volxem Alte Reben perfekt begleitet.
Der Wein stammt aus teilweise über 100 Jahren alten Reben an der Saar und zeigt in der lebendigen Nase Noten nach Apfel, Limette und gelbem
Pfirsich. Dahinter kommen leicht mineralische Anklänge, sowie Aromen nach
weissem Pfeffer, zum Vorschein. Auch am Gaumen ist er bekömmlich leicht,
verspielt, zeigt durchaus Tiefe und wird von einer lebendigen Säure getragen.
Ein absolut tänzerischer und charaktervoller Wein - 100% Saar Riesling, trinken
jetzt bis 2022.
Leider war die erste
Flasche viel zu schnell leer und somit musste die Nächste daran glauben. Diese
habe ich rund zwei Stunden vor dem Hauptgang entkorkt, runtergekühlt und
anschliessend nochmals etwa 20 Minuten vor dem Essen dekantiert. Goldgelb
strahlt der Von Winning Charonnay 2012 aus dem Glas und zeigt auf Anhieb
mehr Muskeln als der Riesling. Doch mit zunehmender Belüftung und
entsprechender Kühlung wirkt er erstaunlich zugänglich und filigran. In der
Nase Zitrus, Holunderblüten, Ananas und Vanille. Dahinter auch Kamille, Rauch
und etwas Butter. Am Gaumen ist er vollmundig und trotzdem elegant, durchaus
komplex und mit einer knackigen Säure ausgestattet. Die Aromen nach Mandeln,
gelber Frucht und einer gut eingebundenen Eichenholzwürze bereiten unheimlich
viel Trinkfluss und Genuss. Im Abgang ist er lang und zeigt eine verspielte
Komplexität - ein grossartiger Wein! Trinken jetzt bis 2025, braucht derzeit
viel Luft.
Nach einer kleinen
Verdauungspause gönnten wir uns eine kleine Käsevariation, angerichtet mit drei
verschiedenen Senf-Saucen und frischem Vollkornbrot. Dazu im Glas Markus
Molitor Zeltinger Sonnenuhr Spätlese (süss) 2008. Ein herrlicher Wein der
die Süsse gekonnt mit Frische und Leichtigkeit vereint. Typisches Nasenbild
nach reifer Pfirsich, etwas Honig, Vanille und mineralischen Komponenten. Die
Säure wirkt tänzerisch, die Aromen würzig und der Wein durch und durch elegant.
Ein Süss-Säurespiel welches viel Trinkfreude aufkommen lässt und das bei gerade
mal 7,5 % Vol. - genial! Trinken jetzt bis 2025+
Am Sonntag haben wir
uns nach einem kleinen Frühstück erstmal zwei Stunden lang die Beine vertreten,
Waldluft geschnuppert und etwas Morgensonne genossen. Zu Hause angekommen kam
bereits wieder etwas Hunger und vor allem Weindurst auf. Doch was bietet
erfrischender Trinkspass bei moderatem Alkoholgehalt? Ein Mosel-Kabinett natürlich! Der
2013er Fritz Haag Brauneberger Kabinett, ein Mitbringsel aus dem Rieslinghaus in Bernkastel, lag im Klimaschrank zuvorderst. Drehverschluss auf und los
geht das Vergnügen.
Intensive und dennoch
schlanke Nase, saftig und lebendig. Zeigt Aromen nach Zitrus, Apfel und
Sternfrucht. Am Gaumen dominiert die (noch) wuchtige Säure, welche von einer
würzigen Frucht und einer perfekt dosierten Süsse begleitet wird - Leichtigkeit
pur! Trinken jetzt bis 2021+
Später zum leichten
Mittagslunch, welcher aus saftigem Poulet vom Grill und Salatvariation bestand,
haben wir nochmals einen Wein von Markus Molitor entkorkt. Dieses Mal den Pinot Blanc Wehlener Klosterberg* 2013. Kein Riesling, dafür mit 12 % Vol. beinahe
so leicht und keineswegs von minderer Qualität. Der Wehlener Klosterberg 2012***,
welcher in so mancher Burgunder-Probe die erste Geige spielen würde, konnten
wir bereits zum Dinner im Hotel Zeltinger-Hof geniessen. Der 2013er* ist da
etwas eleganter und braucht derzeit noch viel Luft um sein mineralisches
Bouquet zu entfalten. Nach und nach kommen auch Aromen nach Birne, Ananas,
Kamille und etwas Vanille ins Spiel. Am Gaumen ist der Wein kompakt und
verspielt zugleich und wird durch seine feine Frucht, der Präzision und
der lebendigen Säure zum absoluten Trinkvergnügen. Präsentiert sich im
mittellangen Abgang leicht salzig und einem dezenten Bittermantel. Auch hier:
viel Trinkspass bei moderatem Alkohol, ohne übertriebener Holzschminke und
schon gar nicht langweilig. Ein köstlicher Pinot Blanc und für unter 15 Euro
nahezu konkurrenzlos, trinken jetzt bis 2021.
Ich bin seit einiger Zeit Liebhaber deutscher Weissweine. Doch spätestens seit den aktuellen Verkostungen im Restaurant Zeltinger-Hof (Zeltingen), bei Willi Schaefer (Graach), Markus Molitor (Wehlen), dem Rieslinghaus (Bernkastel) sowie Von Winning (Deidesheim) bin ich absolut begeistert. Selten hatte ich bisher zu solch fairen Preisen derart feine, elegante, tiefgründige und zugleich frische Weissweine im Glas - der Sommer kann kommen!
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