Das Weingut
von Winning gehört zu jenen Weingütern der Pfalz, welche ich in den letzten
Jahren besonders intensiv verfolgt habe. Hier stimmen für mich Qualität und
Charakter der Weine einfach auf ganzer Ebene. Und obwohl Stephan Attmann grosszügig mit dem Holzausbau experimentiert und besonders die Rieslinge somit nahezu
blind als von Winning-Weine erkennbar sind, wurde der Holzeinsatz in den
vergangenen Jahren perfektioniert. Das heisst, dass dieser für den jeweiligen
Wein wunderbar abgestimmt ist und sich der Charakter der verschiedenen Weine
und auch Lagen besser herausgearbeitet wird. Das beweist die 2014er Kollektion
besonders, welche schlichtweg genial ist und sich bei der Probe erstaunlich offen und zugänglich präsentierte.
Bevor wir
uns allerdings den Grossen Gewächsen gewidmet haben, flossen erst ein paar
Lagenweine ins Glas. Diese boten grosses Riesling-Vergnügen zum fairen Kurs,
allen voran der super frische „Reiterpfad“ 2014 sowie der würzige
und gehaltvolle „Ölberg“ 2014. Beim 2014er "Reiterpfad" strömt die Frucht nur so aus dem Glas und zeigt dahinter viel Tiefe und Mineralität. Am Gaumen stehen Eleganz und Körper absolut in Balance und zeigen die Feinheiten dieser Lage sehr gut auf. Der "Ölberg" präsentiert sich wie auch bei Christmann üppiger und würzig. Doch auch hier bleibt die Finesse nicht auf der Strecke. Für mich ganz nahe am GG-Niveau – ein echter Riesling-Champion eben!
Bis auf den "Kalkofen" und das "Kirchenstück" haben wir alle grossen Gewächse der 2014er Kollektion verkostet. Hier meine
ausführlichen Notizen zu den Weinen:
Grainhübel GG 2014
Dieser Wein
wird 2014 zum ersten Mal als grosses Gewächs angeboten, was eine absolute Bereicherung für das
GG-Sortiment ist. Die Nase ist bereits sehr offen und zeigt alles, was ein
Pfälzer Riesling braucht: Frische, Frucht und Würze! Am Gaumen sehr lebendig
und filigran, im Abgang lang, saftig und voller Aromen von exotischen Früchten und Limetten.
Trinken jetzt – 2026+
Ungeheur
GG 2014
In der Nase
gewohnt dezentes Holz und viel gelbe Frucht. Wirkt leicht und zeigt trotzdem Schmelz
und Körper. Die Säure ist reif und stützt somit alles wunderbar. Delikates Finale mit
reifer Frucht, zurückhaltender Vanillenote und nervigem Säurespiel. Trinken 2016 – 2029
Was für eine
delikate Nase nach Steinobst, Tropenfrüchten und Rauch. Bringt am Gaumen im
Vergleich zum Ungeheuer noch mehr Spannung und Tiefe. Bleibt lange am Gaumen
haften und kombiniert Frucht und Mineralik hervorragend – noch besser als der
bereits sehr gute 2013er! Trinken 2016 – 2030+
Kieselberg
GG 2014
Ein herrlich frischer
Duft, Mineralität pur! Die reife Frucht versteckt sich ganz unauffällig
dahinter, zeigt sich nur sporadisch und lässt der Mineralität und der
zupackenden Säure den Vorrang. Zeigt viel Struktur, Spannung und Eleganz
zugleich. Endet wunderbar lang, sehr präzise, leicht salzig und weist
viel Potential auf! Trinken 2016 – 2029
Pechstein
GG 2014
Zurückhaltend
und offen zugleich, präsentiert sich das Bouquet vom Pechstein. Da ist viel
Tiefe, Würze und Aromen reifer Pfirsich, exotischen Früchten und ein Hauch vom
Holz. Am Gaumen macht er ordentlich Druck und wirkt etwas opulenter als der
Langenmorgen und Kieselberg. Dahinter ist aber auch viel Finesse und Verspieltheit
zu finden. Wenn das in paar Jahren mal
alles zusammen passt, wird das einmal mehr ein genialer Pechstein – das ist Riesling voller Emotionen! Trinken 2017 – 2034
Fazit
2014 ist die für mich stärkste Kollektion welche
von Winning bisher in die Flasche gebracht hat. Das Holz wird immer leiser und
die Rieslinge immer noch filigraner. Ebenfalls finiessenreicher wurde übrigens
auch der Chardonnay 2013, welcher im Vergleich zum 2012er ebenfalls ein Tick
weniger Holz abbekommen hat und durch die straffe Säure zugleich
eleganter und verspielter wirkt. Dieser Wein ist definitiv mehr als nur eine Alternative und an jeder
Chardonnay-Degustation mit auf der grossen Bühne! Trinken 2016 bis
2025
Nebst der Saar hat also auch die Pfalz ein sehr guter Jahrgang eingefahren. Was wir im Glas hatten, zeigte viel Qualität und bot vor allem Trinkspass. Ich freue mich bereits auf die kommenden Jahrgänge und vor allem darüber, dass die Weine im Vergleich zu einigen Vorjahren wieder etwas schlanker geworden sind. Ich bin davon überzeugt, dass der Weg hin zu filigranen und leichten Weinen absolut der Richtige ist und dadurch der Charakter der verschiedenen Lagen besser in die Flasche gebracht wird. Denn eine derartige Bodenviefalt auf engstem Raum gibt es nicht allzu oft...
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